Sonntag, 24. Februar 2008
Simple life
Der Victoria Beckham-Frauentausch von neulich. Sie war bei uns und ich bei ihnen, ist nicht mal in meinen Träumen vorgekommen. Alles Poesie, erstunken und erlogen. Drum hatte es mich total überrascht, dass ihr PR-Manager mich anrief und sagte, hey, wir haben diese Story im Bündner Anzeiger gelesen und fänden es cool, wenn unsre Vicky doch tatsächlich mal zu dir nach Graubünden kommen könnte. Na klar, gab ich geschmeichelt zurück. Können wir das auch filmen, fragte der PR-Agent. Aha, daher wehte der Wind. Schliesslich hatte ich ja gelesen, dass die Victoria beim US-Sender NBC eine Reality-Show bekommt. Einblick in das Leben der Beckhams. Ähnlich wie die Doku-Soap über die beiden vom einfachen Leben gebeutelten Grazien Paris Hilton und Nicole Richie. Die zeigten, dass sie auch ohne Luxus überleben können. Simple life war ein riesiger Erfolg. Und die beiden Protagonistinnen trinken nun keinen Champagner mehr, sondern nur noch Prosecco. Und diesen erst noch aus der Dose. Victoria ist auch eine ganz Einfache. Und würde furchtbar gerne das Bodenständige in ihr zum Ausdruck bringen. Daher seien sie auf mich gekommen, sagte der PR-Fuzzy. Und vielleicht könne ich ja noch ein regionales Fernsehen organisieren und wir würden eine Probe-Soap daraus machen. Klar, antwortete ich, kein Problem. Und so kam Victoria Beckham nun doch zu uns. Ich stellte sie unsren Freunden auf Baria vor. Ein Hof mitten am grünen Heinzenberg. Victoria lächelte aufgeregt, verstand nur Bavaria und sah das Filmteam, das mit Licht und Schatten zu kämpfen hatte. Gehen wir erst mal zu den Kühen, sagte Bauer Hitsch und überreichte ihr einen blauen Overall. Cool, Overalls sind jetzt wieder total Mode - ist der von Gucci, fragte sie. Nein, steht Lamborghini drauf, gab Hitsch zurück. Das passt ja prima, ich hab auch einen in der Garage. Hitsch drückte ihr ein paar Gummistiefel in die Hände. Gibts die nur in Schwarz, wollte sie wissen, stieg von ihren Higheels herunter, schlüpfte hinein und stapfte dem Pur hinterher in den Stall. Das riecht aber ein wenig streng hier, da will ich nicht hinein. Die Kühe geben erst ab nächstem Jahr Parfüm, antwortete Hitsch gelassen. Weisst du schon welche Marke? Vermutlich „Intimately Baria for Hitsch and Her“ gab er zurück und führte sie aus dem Stall zum Haus herüber. An den Mittagstisch. Die Kinderschar sass höchst gespannt am reichlich gedeckten Tisch. Die Scheinwerfer leuchteten, die Kameras surrten. Victoria starrte auf ihren Teller: Ich esse nur Salat ohne Sauce. Dann hättest auch im Stall bleiben können, lächelte Hitschs Frau Tina sie an und überreichte ihr ein paar grüne Blätter. So und jetzt, wo wir alle satt sind, gehts ab zu John Deere, sprach der Gastgeber. Oh, ist er wie du, fragte sie beim Heraushasten. Ja, ja, sitz du erst mal auf den Johnny, dann sehen wir weiter. Und so stieg Victoria Beckham auf den ersten und grössten Traktor ihres Lebens. Gab Gas, winkte glücklich der Familie zu und wurde nicht mehr gesehen. Oh, haben wir das im Kasten, fragte der Aufnahmeleiter. Nun, wenn nicht, wiederholen wir es noch einmal. Vielleicht mit Paris Hilton, lachte die Familie. Der PR-Manager übrigens hat mir dann geschrieben. Victoria hätte erst den Tank leerfahren müssen. Bevor sie hat heimgehen können. Man hätte ihr nicht erklärt, wo die Bremsen sind. Wie im richtigen, einfachen Leben.
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Heinzenberg,
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Victoria Beckham
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