Was haben wir doch in den letzten Tagen nicht alles gehört und gelesen, was mit dem armen Künstler passiert ist, fast jeder und jede hat sich sich zur Affäre geäussert. Einen Roman könnte man darüber schreiben. Den Polanski Roman.
Die Liste seiner Unterstützer ist lang. Und prominent. Rolf Lyssy, der Schweizermacher-Macher, ist von Romans Unschuld überzeugt. Hat er doch die Polanski-Autobiografie gelesen und weiss daher, dass das damalige Verbrechen an diesem dreizehnjährigen Mädchen eher eine verdrehte Geschichte ist, in der Polanski am Ende beinahe verführt wurde. Das Opfer der Täter? So wie der Gärtner immer der Mörder ist? Bevor er zum Bock wurde? Ein dreizehnjähriges Mädchen soll auch nicht allein in einem fremden Haus mit einem fremden Mann in einem fremden Whirpool sitzen, es soll nicht Champagner trinken und auch keine Drogen nehmen. Das kann nicht gut gehen. Aber deswegen von einem Schwerstverbrechen sprechen? Nein, findet Herr Lyssy, ein Schwerstverbrechen ist vielleicht Mord. Und schon sind wir wieder beim Gärtner, dem Bock. Der Zeitpunkt von Polanskis Verhaftung ist willkürlich, klönt Daniel Binswanger, der grosse Schreiber (zirka zwei Meter) im Magazin des Tagesanzeigers, Willkür ist das Gegenteil von Rechtsstaatlichkeit, die Verhaftung mithin verwerflich. Von mangelndem Feingefühl spricht unsre Aussenministerin Micheline Calmy-Rey. Roger de Weck schielt auf das amerikanische Rechtsverständnis, die Ungleichbehandlung von Angeklagten sei enorm, die US-Justiz wenig Vertrauen einflössend, vom Strafvollzug ganz zu schweigen. Man dürfe drum den Roman diesem Schurkenstaat nicht ausliefern. Und Alt-Bundesrat Christoph Blocher beanstandet das Verhalten seiner Nachfolgerin Eveline Widmer-Schlumpf. In einer Kosten-Nutzen-Rechnung zahle die Schweiz nur drauf, wettert Blocher, der Imageschaden ist im Ausland viel zu gross, folglich hätte er ihn selbst vor der Einreise gewarnt, um die Verhaftung zu vermeiden. Fragt sich der Bürger, ob er sich in seiner verkürzten Amtszeit öfters so aktiv um das Image der Schweiz gesorgt hat? Jedoch diese Rechtspraxis wird von seiner Nachfolgerin nicht befolgt. Schliesslich, stellt Widmer-Schlumpf fest, gelte das Gesetz für jeden gleich. Der Gouverneur von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger will nichts von einer Vorzugsbehandlung für Polanski wissen, diese Dinge müssen behandelt werden wie bei jedem anderen, redet er mit sonorer Stimme. Steve Lopez, ein amerikanischer Journalist, hat sich die Mühe gemacht, die „Gerichtsakten Polanski“ aus den Siebziegerjahren in Los Angeles zu studieren. Je länger er las, desto zorniger ist er geworden. Vielleicht auch, weil er selbst Vater einer Tochter ist. Wie Bänz Friedli, der Migros-Hausmann: Ein Kinderschänder ist ein Kinderschänder ist ein Kinderschänder. Und Marco Rima: Wer vergewaltigt, gehört in den Knast!
Alle haben sie also etwas dazu gesagt. Prominent und weniger. In Funk und Fernsehen und Zeitungen. Nur mich hat niemand gefragt...
Dienstag, 13. Oktober 2009
Polansiks viele Stimmen
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