Die klare Niederlage beim 33. America’s Cup vor Valencia, das hat Ernesto wirklich getroffen, redet Kirsty Bertarelli leise, erst vor Gericht und nun auch noch auf hoher See verloren. Dabei hat er so viel Geld in seine Alinghi gesteckt, das vom Vater ererbte. Mit Hilfe der Lausanner EPFL hat er die neueste Seefahrertechnik umgesetzt und mit Russell Coutts und Brad Butterworth nacheinander zwei Neuseeländer eingestellt, weil die einfach mehr vom Segeln auf weiten Wellen verstehen als er selbst. Kirsty schüttelt traurig den Kopf, jetzt sei ihr Berti fix und fertig.
Dabei fing alles so gut an, spricht Kirsty wehmütig. Mit neunzehn Jahren sei sie Miss United Kingdom geworden, mit einundzwanzig Dritte an den Miss World Wahl. Und feierte auf Sardinen, als sie auf einer riesigen Jacht vor der Costa Smeralda einen wunderschönen Mann erblickte. Sofort sei sie von seiner Ausstrahlung fasziniert gewesen und er habe sie inspiriert, den Song ‚Black Coffee’ zu schreiben – ein Liebeslied über einen Seemann, strahlt sie mich an. Ich muss ein wenig nachdenken, dann endlich packt mich die Romantik. Kirsty klaubt ein Stofftüchlein hervor und schiebt es mir zu, um meine Tränen der Rührung zu trocknen. Bin halt furchtbar nah am Wasser gebaut. Der Song schaffte es zur Nummer 1 in den UK-Charts, nicht von ihr gesungen, sondern von der Girlgroup All Saints, weil er ihnen so gefallen hat, erzählt sie stolz weiter. Ah ja, räuspere ich mich und denk, keine Ahnung – ‚Black Coffee’ – ich trink den Kaffee eh lieber mit Milch. Item. Nach der magischen Zeit auf Sardinien, fährt Kirsty fort, liess Bertarelli sie erst ein wenig zappeln, wie den Fisch an der Angel, später heirateten sie trotzdem. Heute haben sie drei Kinder, sechs Lamas, Schildkröten, Esel, Ziegen, eine Villa am Genfersee und 16 Milliarden Franken, die Ernesto mit Vaters Firma erzielt hat. Quasi zum richtigen Zeitpunkt den Job aufgegeben für sein grosses Hobby Alinghi.
Praktisch, dass damals die UBS ihr Sponsoring auf das Projekt Alinghi gemünzt und auch mit barer Münze bezahlt hat, damit die Schweiz endlich die Weltmeere beherrscht. Küstennah wie sie liegt. Praktisch, dass sich Ernesto mit einer Anzahl Kontakte in den Genfer Geldadel revanchiert, damit noch weiteres Vermögen in die Kassen der UBS strömt. Auch da die Grenzen fliessend. Und ebenfalls praktisch, dass seinerzeit die UBS den Ernesto als Verwaltungsrat berief und erst entliess, als sein mangelndes Bankwissen plötzlich relevant wurde. Zur selbigen Zeit das Sponsoring abgeblasen, die UBS ging nahezu Pleite, wir Bürger kauften die Bankschulden (somit auch ein wenig die Alinghi), jedoch da hat schon alles nichts mehr genützt. Die Bank am Boden und das Schiff auf Grund... Aber so hab ich das der Kirsty jetzt natürlich nicht gesagt, sondern weiterhin das Stofftüchlein ins Gesicht gedrückt.
Derzeit reaktiviert Bertarelli seine Frau. Und prompt tut sich wieder eine Perspektive auf. Kirsty schafft wie aus dem Nichts den Sprung in die Charts mit ‚Don’t Say’ und hält damit den Glamourfaktor der Familie über Wasser. Sag nix, neuer Wind in altem Segel. Der Song handelt von der Liebe zweier Menschen, das Auf und Ab. Wie die Alinghi im Meer, fügt Kirsty beinahe philosophisch hinzu. Stimmt, denk ich mir, einfach mehr ab wie auf und so ist Alinghis Silbermedaille in Valencia fast ein wenig untergegangen. Kein Wunder, bei so viel Gold in Vancouver!
Donnerstag, 25. Februar 2010
Montag, 22. Februar 2010
Tigers Entschuldigung
Wie er dastand, sich an sein aufklappbares Rednerpult klammerte und mit tränenerstickter Stimme seine erste öffentliche Entschuldigung ab Blatt las, das hat nicht nur mein Herz berührt. Nein, auch seine Mutter war unheimlich stolz auf ihn, seine Freunde, seine Familienangehörigen. Ich habe Fehler gemacht und möchte mich aus tiefstem Herzen für mein Verhalten entschuldigen, äusserte sich Tiger Woods emotional und wir alle, die da versammelt waren, wussten, er spricht eigentlich nur zu seiner Frau Elin, der einzigen nicht Anwesenden. Als er noch Dexys Midnight Runners ‚Come on Eileen’ anstimmte, wars um Mutters Herz geschehen. Sie nahm ihren Tiger in den Arm und redete mit strenger Stimme ins Mikrofon: Ob Tiger und Elin sich trennen, gehe nur Elin, Tiger, sie selbst und Nike etwas an. Zudem habe Tiger bereits eine Entzugstherapie hinter sich, seine äh, Sexsucht damit in Griff bekommen. Als sie ihren Sohn aus der Klinik abgeholt habe, sei die zuständige Ärztin, eine Hand voll Therapeutinnen und etwa zwanzig Krankenschwestern mit leuchtenden Augen auf sie zugekommen, hätten sie innig umarmt und gesagt, er sei wohl der beste Patient ihres Lebens gewesen und spätestens in 9 Monaten werde diese Therapie die ersten Früchte zeigen! So kommt doch noch alles gut.
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Freitag, 12. Februar 2010
Unter einer Burka...
Siehst du, wettert Ulrich Schlüer durchs Telefon, mit einem Burka-Verbot wäre das dem Mann in Dubai nicht passiert: Erst nach der Trauung feststellen, dass die geehelichte Frau schielt und einen Bart trägt! Unter einer Burka lässt sichs halt schlecht rasieren, antworte ich ihm, aber das Schielen ist natürlich eine unschöne Sache. Hinters Licht geführt hat die Braut den armen Bräutigam samt seiner lieben Mutter, die ihm bei der Brautsuche behilflich war, fährt Schlüer fort, zeigte sie den Zweien einfach das Foto ihrer hübscheren Schwester und verheimlichte so ihr wahres Aussehen – und was lernen wir daraus? Lass die Mutter daheim, wenn du auf Frauschau gehst, vermute ich. Quatsch, ruft Schlüer, die Burka ist eine Quälerei für ihn, für sie, für uns alle! Aber Ueli, siehs doch nicht so schwarz, entgegne ich besänftigend, seinerzeit hatten selbst meine Eltern überlegt, zum Islam zu konvertieren, weil ich mit fast Dreissig immer noch ein Fräulein war. Mich in eine Burka zu stecken, damit ich endlich unter die Haube komm. Kurz bevor wir uns vom Christentum verabschiedeten, heiratete mich gleichwohl einer auch ohne Schleier. Ein Deutscher, sag ich glücklich dazu, aber da hat der Ulrich bereits aufgelegt.
Donnerstag, 11. Februar 2010
Gott, Weib und Gesang
Und mitten im schlechten Klima der Schweiz-Deutschland-Freundschaft erreicht uns diese schöne Nachricht: Gotthilf Fischer, der CEO der Fischer-Chöre, will just zu seinem 82. Geburtstag das Singledasein auflösen! Das hat der deutsche Chorleiter einer renommierten Schweizer Zeitschrift gesagt. Beruflich habe er alles erreicht, Gold, Platin und andere wertvolle Auszeichnungen, so viele, dass er sie gar nicht mehr zählen kann. Halb so schlimm, er würde die Zahl sowieso gleich wieder vergessen. Dennoch habe er eine unerfüllte Sehnsucht, gestand er der GlücksPost, eine neue Partnerin fehle ihm an seiner Seite. Was ist schon der Gesang ohne das Weib? Na ja, mit ein bisschen Wein? Aber Fischer sucht eine Fru und zwar eine Schweizer Frau. Wenn das kein Zeichen der deutsch-schweizerischen Versöhnung ist... Gott hilft Gotthilf, da bin ich mir ziemlich sicher.
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Freitag, 5. Februar 2010
Deutsche, Banken und Bundesräte
Mit der Faust schlägt der Toni auf den Tisch, keine Eier habe der Bundesrat, ruft er aus, allen voran die Calmy-Rey! Ich stell sie mir sogleich vor und denk, anders wärs ja vermutlich auch nicht recht, da fährt Brunner fort: „Landesverrat hat sie betrieben, die Position der Schweiz in zukünftigen Verhandlungen massiv geschwächt!“ Er umklammert ein Glas Wasser, jetzt sei genau der richtige Zeitpunkt, um den ganzen Haufen dort oben in Bern auszumisten und vom Volk den Bundesrat wählen zu lassen! Er lehnt sich in seinem Stuhl zurück, streicht dabei sanft über seine gelbe Krawatte, die er zu einem kurzarmigen Hemd trägt, auf dessen Kragen ein kleines SVP-Sünneli strahlt. Ich nicke und überleg, ja, dem Toni würde ich meine Stimme geben. Erstens, weil er immer eine glatte Frisur trägt und zweitens, weil er seinen Wählern einen Wurstsalat in seiner Landbeiz Sonne verspricht. Sollte er dann Bundesrat werden. Ferner würde ich den Christoph Mörgeli wählen. Hat ebenfalls hübsche Haare und obendrein mein tief empfundenes Mitgefühl, wurde ihm erst kürzlich eine Chefin vor seine Nase gesetzt. Sie bekam den Job, den er selbst gerne gehabt hätte. Als ob das nicht schlimm genug wäre, musste es dazu noch eine Deutsche sein! Hässlich das Ganze. Immer diese Deutschen. Nehmen uns alles weg. Die Wohnungen, die guten Filz-Stellen in Unis und Spitälern, die Parkplätze, die Frauen. Und nun die Banken. Samt dem vielen schwarzen Steuergeld. Schön sei das nicht, sagt Finanzminister Schäuble, wie Deutschland zu diesen Daten gekommen sei. Aber ein gewisses Verständnis den Schweizer Bankmanagern gegenüber, die unlängst mit Minimalboni abgestraft wurden und sich halt mit Datenkopieren etwas dazuverdienen müssen, habe er schon. Eben in der Krisenzeit soll man sich zu helfen wissen. Und Aussenminister Westerwelle erinnert alle Beteiligten hüben wie drüben daran, besonnen zu reagieren, schliesslich gehe es um die Beziehungen von zwei freien, befreundeten Nationen. Toni schüttelt den Kopf, er wolle von den Deutschen rein gar nichts mehr hören. „Gut, schicken wir sie alle zurück, und lass uns grad mal mit ihrem Schwarzgeld anfangen“, ruf ich ihm hinterher, aber da hat er unsre Haustüre bereits zugeschlagen.
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Dienstag, 2. Februar 2010
Fischfreispruch
Da fischte doch ein Fischer einen fast Zwei-Meter-Hecht aus dem Zürichsee. Dieser Fang ging durch unsre Lokalpresse, ein stolzer Fänger mit seinem Riesenhecht! Über zehn Minuten habe er gebraucht, bis der Fisch tot an der Angel zappelte, strahlte der glückliche Angler damals im Tages-Anzeiger. Was er verschwieg, der Fisch schrie noch vom Haken, es sei ein Krampf, dieser Todeskampf. Aber nur ein toter Fisch ist ein guter Fisch, so seine letzten Worte. Jetzt war der Mann natürlich etwas irritiert, schleppte dennoch den kaltnassen Tierkörper mit nach Hause, hievte ihn auf den Küchentisch. Fischers Fru kreischte, Jesses, so was Grosses hab ich noch nie gesehen, das hat uns der Teufel geschickt! Und fiel in eine postmortale Fisch-Depression. Es kam noch schlimmer. Die Tierschützer mischten sich ein. Das Fischen mit Haken und Schnur sollte grundsätzlich verboten werden, protestierten sie, Fische dürften wenn, dann nur als Fischstäbli von Findus gefischt werden. Da kämen sie nämlich schockgefroren in einem quadratischen Eisblock aus dem See, das hätten sie selbst im Fernsehen gesehen. Humanes Fischsterben sozusagen. Und zogen vor Gericht. Verlangten mindestens 6 Tagessätze und eine Busse von 200 Franken für den Riesenhechtfänger. Jedoch der Richter sah es anders. Er hörte sich geduldig beide Seiten an, stocherte dabei ungeniert in seinem Mund herum und angelte sich eine 20 Zentimeter lange Gräte aus seinen Schneidezähnen hervor. Petri Heil, sprach er und den Fischer frei.
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