Dienstag, 17. August 2010
Der Tanz um den Bundesrat
Sieben Jahre im Ständerat, sieben Jahre im Bundesrat, das ist genug. Die nächsten sieben Jahre gehören mir, spricht ein gefasster Hans-Ruedi Merz ins Mikrofon vor versammelter Journalistenmenge. In seinen Sommerferien – 10 Tage auf einer Jacht vor der Küste Libyens – habe er Bilanz gezogen, er sei stolz auf seine geleistete Arbeit. Doch nun wolle er seinen Sitz im Bundesrat aufgeben. Weitergeben an eine fähige Person. Mit diesem Rücktritt haben wir natürlich gerechnet, sagt FdP-Fraktionschefin Gabi Huber, darum freue ich mich, heute folgende Namen zur Nachfolgeregelung bekannt zu geben... Und dabei ist das Unglaubliche geschehen, Gabi Huber ist stehend eingeschlafen. Eingelullt von ihrer eignen, monotonen Stimme. Nicht weiter schlimm, die möglichen Kandidaten und Kandidatinnen kursieren auch ohne Hubers Dazutun. Berner Nationalrat Johann Schneider-Ammann zum Beispiel, ein erfolgreicher Mann der Wirtschaft oder die St. Galler Regierungsrätin Karin Keller-Sutter, eine erfolgreiche Frau in Sicherheitsfragen und obendrein hübsch anzusehen. Klar ist das wichtig, spricht die aufgewachte Gabi Huber, die mit tiefrotem Lippenstift etwas Farbe in ihr Gesicht bringt, bei den Frauen schaut man halt nebst dem Leistungsausweis auch auf das Optische. Kleidung, Frisur, da habens Männer einfacher. Schielt dabei auf Hans-Ruedis Gesundheitsschuhe, die er zum dunklen Anzug beinahe souverän trägt. Für mich zählt halt nur der Geist, mischt sich Moritz Leuenberger ein. Und gibt bei dieser Gelegenheit grad noch sein vorverschobenes Rücktrittsdatum bekannt. Ich habe immer gesagt und begründet, dass wir auch durchaus einen Doppelrücktritt haben können, gell, Hans-Ruedi, Hauptsache ich bin an der Neat-Durchstich-Feier und an der Klimakonferenz in Cancun mit dabei. Und danach schreibe ich ein Essay darüber, lächelt Leuenberger. Seinen Sitz übernehmen könnte die Berner Konsumentenschützerin Simonetta Sommaruga oder die Zürcher Nationalrätin Jacqueline Fehr. Man stelle sich vor, räuspert sich Gabi Huber, eine SP- und eine FdP-Frau würden gewählt und wir hätten fünf Frauen und zwei Männer im Bundes-Bern! Kurz darauf, nach diesem enthusiastischen Gefühlsausbruch, ist Huber erneut eingenickt. Für uns ist das zweitrangig, meldet sich Toni Brunner mit einer Direktschaltung aus seinem Beizli „Haus der Freiheit“ zu Wort, Hauptsache, unser Kandidat wird gewählt, schliesslich stehen uns zwei Sitze zu. Er habe Gölä angefragt, nach der zweiten Stange Bier jedoch hat dieser deutsch und deutlich gesagt, „i hätt no viu blöder ta“, aber jetzt „keini Träne meh“, denn es ist „widr Summer“ und er habe ganz viele „Gfüeu“, für Toni und die „Indianer“. Die Indianer, spricht Brunner so laut, dass Merz zusammenzuckt (der Indianervergleich von Steinbrück sitzt ihm noch heut in den Knochen), die Indianer und andere Urvölker haben den Ältestenrat! Somit neue Strategie, Gölä fällt aus dem Rennen und unser Christoph Blocher ist wieder Magistrat! Würde es nach dem Willen des Volkes gehen, dann wäre der beste Bundesrat auf Lebzeiten gewählt! Für beide vakanten Sitze. Jawoll, er kann das! Und während Toni sich winkend verabschiedet, wacht Gabi Huber langsam auf.
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