Freitag, 29. Oktober 2010
Uneingeschränkte Mutterliebe
Unglaublich eklig sei es, äussert sich eine kinderlose Beobachterin schockiert im Mamablog, mit ansehen zu müssen, wie der dreijährige Sohn einer Freundin das Tortenstück auf seinem Tellerchen zermantscht, mit dem Löffelchen das Ganze verstreicht und zwischendurch feucht und kräftig darüber niest. Noch unglaublicher, dass die Freundin, nachdem der Junge das Interesse am Süssen verloren hat, das übrig gebliebene Desaster grad selbst verzehrt! Den Kuchen, nicht das Kind, meint sie damit. Dabei ist es ganz einfach. Mutterliebe heisst das Zauberwort. Wahre und wunderbare Mutterliebe! Reste vertilgen gehört ebenso in den Mutterliebekatalog wie wiedergegebene Nahrungsmittel aus dem Kindermund von der eigenen Kleidung klauben, Sabberflecken souverän auf der Bluse kaschieren, ein paar Kilos mehr um die Hüfte tragen, weil die Essensreste vom Kinderteller nicht in den Abfall gehören, ein paar Kilos weniger, weil sich Mutter nur noch vom Übriggebliebenen ernährt. Uneingeschränkte Liebe, wenn das Neugeborene beim Windelwechsel einen bräunlichen und zähflüssigen Spritzer platziert, zielgenau auf Mutters Brillengläser. Diese Präzision, lobt der Vater, das hat es von mir. Auch die Vaterliebe ist eine wahre und wunderbare! Die Mutter nickt in diesem Augenblick mit etwas eingeschränktem Durchblick. Das Kind wird grösser, die verdauten Mengen ebenfalls, die Freude, dass es endlich alleine auf dem Töpfchen sitzt, ist immens. Der Vater erkennt darin allerlei Formen und Farben, ein kleiner Künstler, der da vor ihm ist. Und voller Stolz wird des Juniors Gesäss gesäubert. Der nächste Schritt allein auf das Klo, der Ruf nach der Mutter und gewünschten Reinigungskraft. Der Kleine vor ihr auf den Knien, die zarten Bäckchen in die Höh und wisch und wasch, schon glänzt der Po. Sollte nach Jahren dem Buben die ersten Haare auf dem Hintern spriessen, müsste sich vielleicht die uneingeschränkte Mutterliebe doch etwas eingeschränkter äussern. Aber nur dann.
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