Mittwoch, 7. September 2011

BFF

Was schwören sie sich nicht alles, die BFFs. Beste Freundinnen forever, uns bringt so schnell nichts auseinander. Schon gar nicht der Freund der einen, der an die Wäsche der anderen will. Die wiederum vermeintlich auf die Avancen des besagten Freundes eingeht, sich in seine Wohnung einladen lässt, während die zu betrügende draussen vor der Tür auf das Zeichen ihrer Freundin drin wartet. Kurz nach drei Uhr in der Nacht ists soweit. Ein dumpfes Aufschlagen auf den Wohnzimmerboden. K.-o.-Tröpfchen im Likörchen ‚Kleiner Feigling’ – Nomen est omen – spätestens hier hätte unser Freund hellhörig werden sollen, aber wer will in dieser eindeutigen Situation schon sein Hirn einschalten, wenn der Rest von alleine kommt? Eben. Unser Freund also komatös auf dem Plüschteppich liegend und jetzt der grosse Auftritt seiner Freundin: Schnellen Schrittes trippelt sie ihrer BFF zur Seite und gemeinsam fesseln sie den Möchtegern-Fremdgänger mit Kabelbindern an Händen und Füssen. Mit einem wasserfesten roten Filzstift schreiben sie manch Unanständiges auf seinen nackten Oberkörper, kleben mit Leim seinen Samenaufbewahrungsbeutel an der Innenseite seines rechten Oberschenkels fest, bemalen sein bestes Stück mit rosarotem Nagellack (!) und verzieren die intime Umgebung zusätzlich mit allerlei pinken Federchen – sämtliche Utensilien übrigens findet man in jedem gut assortierten Bastelladen, dies jedoch nur nebenbei. Zusätzlich (vielleicht, weil eine der BFF grad einen Nailshop eröffnet hat) befestigen sie zebragestreifte Fingernägel à la french auf die seinigen und besprayen sein Gesicht mit Selbstbräuner (soll er schliesslich nach dem Aufwachen nicht über seinen blassen Teint entsetzt sein), schminken sein Gesicht und malen ihm gar ein Herzchen auf sein verlängertes Rückenteil. Natürlich haben die BFFs alles digital dokumentiert, ein Belegexemplar auf das Salontischchen als Andenken neben der Flasche ‚Kleiner Feigling’ hingestellt und die Wohnung verlassen.
Zweieinhalb Stunden später wird unser Freund von seinem Mitbewohner aus seiner unangenehmen Situation befreit, der Nagellack soll noch lange ein stummer Zeuge dieser Tat sein.
Apropos Tat, Carli Hirschmann, das Zürcher Millionensöhnchen, steht heut vor Gericht wegen Grobheiten und Nötigungen an einigen seiner Freundinnen. Er kann von Glück sprechen, nicht an beste Freundinnen forever geraten zu sein.

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