Lang ists her, denk ich mir, dass ich etwas von meiner Freundin Silvia gehört hab. Also stell ich mich ans Fenster und zünde mit meiner grossen Taschenlampe quer über den fast schwarzen See. Kurz danach leuchtets von Herrliberg zurück. Es gehe ihr gut, sie habe gerade eine interessante Sendung im Fernsehen geschaut. Ich ebenfalls, antworte ich ihr, nämlich das diamantene Thronjubiläum der Queen Elizabeth! Unglaublich, wie tapfer sich die Lisbeth an der Krone festhält, fahre ich fort, die Engländer lieben ihre Königin, weil sie seit 60 Jahren jeden Morgen aufsteht, um ihr Amt auszuführen. Tagein, tagaus, einmal Königin, immer Königin! Silvia will etwas dazwischen blinken, jedoch meine Begeisterung über die Monarchin duldet keine Unterbrechung. Die Engländer lieben ihre Queen, weil sie seit 64 Jahren mit dem gleichen Mann verheiratet ist, zu ihm steht, auch wenn er wieder mal in ein Fettnäpfchen getreten ist. Die Engländer lieben ihre Queen, weil sie als letzte grosse Instanz ihrer Familie gilt und ihren Sohn Charles vermutlich niemals auf den Thron lässt. Ich setze kurz meine Lampe ab, das viele Lob lastet schwer auf meinem Arm. Du hast recht, blitzts zurück, die Monarchie ist etwas Wunderbares! Mein Christoph ist jetzt in Österreich unterwegs, hab ihn vorhin im ORF gesehen, funkt Silvia in meine Stube, man hat ihn dort als wortgewandte Galionsfigur vorgestellt und er solle bitte sehr dem österreichischen Volk die Vorteile der direkten Demokratie erläutern. Doch Christoph hat gemeint, er sei weit davon entfernt, diese zu vergöttern. Schon wichtig, dass jemand den Mächtigen im Land auf die Finger schaue, idealerweise sei das aber ein noch mächtigerer. Der König nämlich!
Pause. Bist du noch da, morse ich schüchtern zu Silvia herüber. Natürlich, antwortet sie endlich, und ich sag dir eines, sollte das Schweizer Volk tatsächlich demokratisch einen König wählen wollen, dann kanns nur den einen geben! Und während ich mich frage, ob ich wohl lieber einen mit der Krone oder einen in der Krone hätte, ists bereits dunkel auf der anderen Seeseite.
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