Samstag, 5. November 2016

Morsezeichen: Altersmilde


Illustration: Marisa Meroni
Längst ist es dunkel draussen. Die Lichter flimmern überm Zürichsee. Eines gar besonders stark und zack, wie eine Kerze stehe ich am Fenster und greife zur Taschenlampe! Silvia, leuchte ich aufgeregt, natürlich bin ich noch wach! Wie geht es dir denn dort drüben an der Goldküste? Seit Jahren senden wir uns immer wieder Botschaften zu, mittlerweile, so darf ichs hier sagen, ist Silvia eine alte Freundin für mich.

Silvia schaut also durch die riesige Fensterfront in ihrem grossen Wohnzimmer, schaltet die Stehlampe ein, aus, ein, aus: Ich mache mir Sorgen, Christoph hat sich verändert, ist nicht mehr der alte. Er hustet viel, schnäuzt sich laut und ungeniert in der Öffentlichkeit, sein Speichel rinnt manchmal dem Mundwinkel entlang, ohne dass er es merkt. Und hören tut er nur noch das, was er will. Meinst du, er ist tatsächlich alt geworden, mein Christoph?

Ich schlucke leer, ui, hat das Alter tatsächlich den Christoph eingeholt? Ich will was Tröstendes antworten, vonwegen ich hör doch auch as biz schlecht, darum morse ich lieber mit dir statt zu telefonieren...

Da blinkts bereits erneut von Herrliberg herüber: Eben hab ich eine neue Ausgabe von Teleblocher angeschaut, du weisst, Christophs wöchentliche und wichtige Sendung. Christoph sitzt zusammen mit Matthias Ackeret im grossen, wunderbar aufgeräumten Salon auf den goldenen Luis-Quinze-Stühlen, über ihnen unsre Anker- und Hodler-Sammlung, Originale, wohlverstanden. Das ist wirkt alles sehr schön und stimmig, dann aber klopft sich Christoph auf seine Schenkel und spricht vom Sexskandal in Basels Verkehrsbetrieben! Ha, ha, Ackeret, tschäggsch, Verkehr und Sex, grölt er laut. Doktor Ackeret hat sofort das schlüpfrige Terrain verlassen und auf den Markus Somm übergeleitet, ein hervorragender Chefredaktor, der übrigens Christophs Diktate stets fehlerfrei niederschreibt und dort in Basel mit unserer BaZ zum Rechten schaut! Apropos, letzte Woche hat Christoph eine Horde Neonazis, die ein Konzert im Sankt Gallischen gefeiert haben, gelobt, weil sie das Ganze sauber und anständig über die Bühne gebracht und die Ortschaft hinterlassen haben, ohne dass jemand zu Schaden gekommen ist. Rechtschaffene Leute seien das, meint Christoph, nur die Medien verdrehen mal wieder alles und bringen bloss das zu Papier, was sie wollen. Dass das ähnlich ist wie mit seinem Gehör, hat mein Christoph natürlich überhört. Blocher unterstützt die Nazis, haben die Zeitungen geschrieben. Wenn die wüssten, hat Christoph laut gelacht und kurzerhand die rechten Brüder eingeladen, in unser Kloster Rheinau einzukehren, um dort zu musizieren. Wo gesungen wird, da lass dich nieder, hat er gesagt, böse Menschen kenne keine Lieder! Verstehst du, angegraute Glatzköpfe, die nun von unsrer Stiftung unterstützt werden, um der klassischen Musik zu frönen? Hallo? Und ich soll mich jetzt etwa nicht sorgen?

Dann wirds finster. Meine Augen brennen, die Gleitsichtbrille taugt in der Dunkelheit nicht viel. Der Rücken schmerzt vom langen Stehen am Fenster. Ich will noch kurz etwas zurückleuchten, doch dann hab ich vergessen, was. Gute Nacht? Vielleicht wars das, man wird halt auch nicht jünger.

Freitag, 7. Oktober 2016

Kim, die Frau der Ringe


Illustration: Marisa Meroni
Willkommen in der Welt der Kim Kardashian! Wir zeigen Ihnen jeden Tag ein Foto! Hier eines und eines dort! Von Operationen in Generationen von Gesichtern, an Brüsten und natürlich auch am im-Po-santen Füdli! Und ein pikant-privates Sexvideo der ersten Stunde, schliesslich war dies der Startschuss für die fulminante Kimkarriere!

Wir präsentieren Bilder von allen Kardashians-Familien-Mitgliedern: Vater, Mutter, Schwester hier, Schwester dort, Ehemann Kayne West, Kind North West und Kind Saint West und was auch sonst noch heilig ist! Doch am liebsten von kimself, weil sie sich selbst ja auch so gerne sieht. Prall aufgefüllt – Instagram platzt damit fast aus allen Nähten.

Erst vor ein paar Tagen ein brillanter Beitrag: Kim legt über ihr übergrossherziges Dekollete einen Kim-Finger, der bestückt ist mit einem Solitär-Ring-Finger von mindestens 4,5 Millionen Dollar wert, ein Geschenk von West. Wunderbar.

Und jetzt das: Kim Kardashian ist überfallen worden! OMG! In Paris! O mon Dieu! In einer Luxusresidenz! Der persönliche Leibwächter unterwegs im Pariser Nachtleben zusammen mit zwei Kardashian Schwestern, die ja auch Leibe haben, die es zu bewachen gilt, aber was dann mit Kim? Genau: Kim derweil allein mit Kayne-Ring im Westflügel der Residence.

Doch leider, leider können wir Ihnen zu diesem Überfall keine Bilder zeigen, die Luxusresidenz hatte keine Videokameras installiert. Unglaublich! Und das in unserer heutigen Zeit! Wir müssen uns also bloss mit Kims Worten begnügen: Es war grauenhaft! Ich war nur mit einem Bademantel bekleidet (auf Fotos trage ich nämlich sonst viel weniger) und die Räuber fesselten mich und ich fürchtete um meinen Körper, sie sprachen kein Englisch, sondern nur französisch, hallo, wo sind wir denn hier, so eine Sprache verstehe ich doch nicht. Einziges Wort, das mir bekannt vorkam: Ring, Ring! Ich zeigte, wo er lag, in einer Schatulle, neben anderen Ringen. Nach sechs Minuten war der Spuk vorbei und sie entkamen mit einer Beute von über 10 Millionen Dollar. Nur Ringe. Ich schwörs imfall!

Ein Glück konnte sich die Kim aus ihrer misslichen Lage selbst befreien, noch in derselben Nacht flog sie nach Westen zu West, der sich seither um seine Kim kümmert. Davon wiederum gibt es Fotos. Ganz viele. Auf Insta und allen anderen Kanälen: Willkommen daheim in der sicheren Welt von Kim Kardashian!

Donnerstag, 22. September 2016

Kinder, Kinder!

Illustration: Marisa Meroni 2016
Ja, ja, sie haben sich getrennt. Die schöne Jolie und der nicht minder hässliche Brad. Mit Trennung hat Angelina längst Erfahrung: Erst die Brüste, dann die Gebärmutter weg und nun der Mann. Immerhin bleiben ihr sechs Kinder. Und ihm vielleicht ein siebtes, das mit seiner französischen Film-Liaison, so brodelts in und aus der medialen Gerüchteküche. Aber das geht uns alle nichts an. Wünschen wir ihnen einfach viel Glück!

Ebenso der Christa Rigozzi, denn sie ist schwanger! Yeah! Von ihrem Ehemann Giovanni! Das hat sie mit Glanz und Gloria dem Schweizer Fernsehen berichtet. Und dabei ist uns fast ihr ganzes Dekolleté ins Auge gesprungen. Der Blick hat kurz zuvor über eine Brustvergrösserung spekuliert, die sie in Amerika vielleicht doch gemacht haben könnte. Giovanni jedoch beteuert: No, no, niente Brust-Grandezza-Operazione, alles naturalmente e molto rapido! Das wiederum auf einen echten Schnellschuss schliessen lässt, denn la bella Christa trägt ein Doppelpäckchen unter ihrem DD-Büstenhalter: Zwillinge, jööh, so herzig! Eine Schönheitsoperation wäre ja auch ein Tolggen gewesen in ihrer reinen Autobiographie: „Selfissimo – alles, was du noch nicht von mir weisst“. Darin berichtet sie auf 160 Seiten unter anderem, dass sie Donald Trump getroffen hat. Er, der Organisator der Miss Universe Wahl in Mexiko, sie, die Bellezza della Svizzera. Doch kalt war er, sagt sie, und abweisend. Vermutlich stand da bereits schon eine Mauer zwischen ihnen. Ha ha, Mexiko, Trump und Mauer. Ok, nicht lustig. Freuen wir uns einfach weiter über Christas Glück.

Gar nicht glücklich ist im Moment Frau Darbellay. Ihr Mann Christoph ist zum vierten Mal Vater geworden, sie hingegen hat weiterhin nur drei Kinder mit ihm zusammen. Ohalätz. Die Mutter des anderen – des vierten – Babys spricht von einem Kind Gottes, das mag, mit Blick auf Darbellay, eine gar grosse Metapher sein. Den Seitensprung mit Folgen hat er erst kurz vor der Niederkunft daheim seiner Gattin gebeichtet. Auch das geht uns jetzt alle nichts an. Selbst dann nicht, wenn Darbellay sich zmitzt in die Schweizer Illustrierte setzt und mit einer Leidensmiene seine Ausser-Homestory in die Üsserschwiiz posaunt. Denn: Wir wollen gar nicht immer alles wissen! Also ich zwar schon. Aber grundsätzlich reicht es doch, dass Darbellays christliche Partei verkündet: Du sollst kein anderes Weib begehren ausser dein eigenes und wenn es doch passiert, dann schau bitte, dass es keine Früchte trägt. Zu spät. Und seine Frau? Sie steht hinter ihm, diese Prüfung wollen wir gemeinsam durchstehen, erklärt sie. Bewundernswert. Da fehlt höchstens ein Amen.

Weshalb stehen Frauen, mit ihnen oftmals Politiker Gattinnen – erinnern wir uns an Bill Clintons Zigarren Schmaucherei im Oral-Office mit einer Praktikantin und wie Hillary danach tapfer an seiner Seite das Ganze herunterschluckte – öffentlich zu ihren Männern, obwohl diese ihnen kurz zuvor Hörner aufsetzten? Ist es seiner Karriere wegen? Oder ihrer? Die finanzielle Sicherheit? Wenn die moralische bereits flöten ging?

Welch Glück, dass dieser Tage noch eine gute Nachricht in den Zeitungen stand. Fiona Hefti, Mutter von drei Kindern und wie Rigozzi, eine ehemalige Miss Schweiz, fängt jetzt die vierjährige Ausbildung zur Hebamme an. Sie will etwas Sinnvolles und Gutes in ihrem Leben tun. Rigozzis Zwillingsgeburt mit Hebamme Fiona wird dann der Medienbrüller. Einziges Problem, die Niederkunft sollte bis zu Fionas richtigem Lehrabschluss herausgezögert werden. Aber easy, Christa, du schaffst es, nur noch as biz mehr als 40 Monate schwanger bleiben und der Blick wie auch die Schweizer Illustrierte berichten ganz bestimmt exklusiv über diese Zangengeburt!

Donnerstag, 16. Juni 2016

Foodporn

Illustration: Marisa Meroni
Liebe FKK-Freunde, die Temperaturen draussen müssen gar nicht steigen, es genügt bereits ein warmes Restaurant und zack, schon können wir die Hüllen fallen lassen. In London hat kürzlich das Naked-Restaurant „Bunyadi“ geöffnet, längst überfällig! Denn es bedeutet: Nie mehr vorm Kleiderschrank stehen! Splitterfasernackt einen Trenchcoat überwerfen, in ein Paar Louboutins steigen und zum Resti stöckeln! Wow, wie cool ist das denn?! An der Garderobe werden wir vom nackten Kellner (seit die Kleiderkette Abercrombie keine Türsteher mehr engagiert, hat das RAV die gutaussehenden Muskelpakete allesamt in Nacktrestaurationsbetriebe vermittelt) aus unserer Stoffhülle befreit und an die Bar begleitet. Während wir am Röhrli des Wellcome-Drinks ziehen, dem nackten Barkeeper zuschauen, wie er mit flinken Fingern hantiert, studieren wir den Merkzettel, auf welchem steht, wir sollen den Abend geniessen, frei von stofflichem Zwang, aber auch frei von Fleisches Lust. Keine sexuellen Gelüste also, aber sag das mal dem Auge, das ja isst ja schliesslich auch mit. Das Smartphone soll in der Tasche bleiben. In welcher Tasche? Keine Fotos und somit kein Foodporn. Endlich folgen wir dem haarigen Hinterteil des Kellners und werden an unsren Tisch geführt, der hinter Zwergbambuszäunen gut versteckt auf uns wartet. Wie jetzt, alle Tische sind hinter üppigem Gestrüpp? Um die Privatsphäre eines jeden Tisches zu wahren und sich nicht von den vielen persönlichen Details der anderen Gäste ablenken zu lassen? Da hätten wir ja ebenso gut daheim nackig essen können. Wozu denn das Ganze so aufblasen? Das Lokal ist stets ausgebucht. 46'000 Leute haben sich bereits auf die Warteliste gesetzt.

Gleichzeitig kommt die Nachricht, dass auch die Japaner kimonolos vor ihren Speisen knien. In Tokio steht das Nacktrestaurant „The Amrita“ kurz vor der Eröffnung. Doch wer denkt, er könne jetzt einfach mal blutt mir nichts dir nichts durch das Land der Kirschblüten wandeln, der soll hier ein wenig aufpassen: Im „The Amrita“ gibst du an der Garderobe nicht nur deinen Mantel ab, nein, du gibst dazu auch dein Gewicht an. Ohne Kleider!! Und wenn du mehr als 15 Kilo über dem Durchschnitt deiner Grösse wiegst, dann überdenk bitte deine Grösse oder die Reservierung dieses Lokals... Speckröllchen, die aus dem Stoffstuhl quellen, will „The Amrita“ nämlich nicht. Sprechen wir hier von Gewichtsdiskriminierung? Ja! Ebenso von Altersdiskriminierung, denn zugelassen wird nur wer über 18 und unter 60 ist! Und keine Tattoos trägt. Also auch voll die Körperzeichnungs-Ausgrenzung. Rein und sauber, schlank und rank, jung und frisch muss das Fleisch der Gäste sein. Somit es bestimmt kein veganer Mushi-Tempel ist. Ha ha, das war jetzt recht billig, pardon. Dafür sind die Eintrittskarten hoch: 660 Euro. Gegessen hast du dann natürlich noch nicht. Für das Menu kommen etwa noch 200 Euro obendrauf. Aber immerhin sparst du dir das neue Hemd.

Sonntag, 1. Mai 2016

Verschiffter Sonntag

Illustration: Marisa Meroni, 2016
Wenns draussen regnet und schifft, berichten die Sonntagszeitungen voll bekifft. Stopp! Falscher Einstieg! Entschuldigung. Also nochmals: Wenn der Regen sich über den Sonntag legt, die Sonntags-Zeitung mich sehr bewegt. Genau. So stimmts.

Also: Heut hab ich gelesen, dass vielleicht die Victoria Beckham sich von ihrem Ehemann trennt. Oh nein, Vicky, nein, du darfst den David nicht verlassen! Ich find ihn so wunderbar, wirklich, und er hat ganz viele Zeichnungen und Skizzen auf seinem Körper! Andere Kinder müssen stets in ein iPhone oder ein Tablet stieren, aber deine können still neben dem Vater sitzen und ihn einfach nur bestaunen! Je nachdem wie er sich bewegt, ists wie Daumenkino! Und zudem ist David auch sonst ganz viel mit den Kids zusammen, tschuttet und sitzt danach gebügelt und gestrählt am Laufsteg mit der gesamten Kinderschar und schaut zu, wie du deine eigene Mode auf lebendigen Stelzen präsentierst. Das machen imfall echt nicht viele Familien.

Victoria arbeitet hart am Familienglück, macht sechsmal die Woche Sport, nur so hat sie ihre Figur unter Kontrolle, das steht dann noch as biz weiter unten in dem Artikel. Und mir sagt das: Es wird auch Vicky nichts geschenkt. Nicht mal die Nüsse. Denn ab und an esse sie auch eine Handvoll davon. Handvoll? Die Hände der Victoria sind nicht grösser als die ihrer Tochter Harper Seven, die ist imfall erst vier.

Die Sonntagszeitung berichtet ein paar Seiten später über genau das, was Vicky nicht macht: Essen. Und zwar mit Starkoch Nenad Mlinaveric, dem 18 Gault Millau Punkte gehören und beinahe so gutaussieht wie der Andreas Caminada. Das Auge isst ja mit, nicht wahr? Er präsentiert ein Gericht, das unsereins nicht mal mit der Hirngrösse einer Nuss auf Victorias Hand nachkochen will: „Linsen mit verbranntem Lauch und geräuchertem Seidentofu“. Wo sind wir denn? Die Seide steht für die Haut Couture, vielleicht, wer weiss, der verbrannte Lauch für die Victorianischen Kochkünste, denn wer Nüsse abzählt, muss ja noch nicht wirklich den Lauch im Griff haben. Das Schwarze des Lauchs wird danach ausgeschafft, das munzige Lauchherz bleibt übrig, ein paar eingewanderte Linsen kommen danach dazu und zack, legt der Tofu seinen Seidenmantel darüber. Ein wenig Räuchermehl darüber bis der Tofu qualmt. Mit Alufolie abdecken (das steht im Rezept) und überschüssigen Rauch mit separater Alufolie inhalieren (dies wiederum nicht auf Rezept). Tofukiffen bis die Vicky dir voll einfährt. Oder du vom Fisch fällst. Glaubt es mir. Gelingt ganz bestimmt. Aber nur, wenns am Sonntag schifft. Und David neben dir sitzt.

Freitag, 29. April 2016

Weiss der Geier? Der Geier weiss das!


Isis und Nordhorn, die zwei alten schwulen Geiervögel aus dem Tierpark Nordhorn, brüten über einem Ei. Ein Ei, das die Geierlisa auf einem Ast sitzend zu Boden plumpsen liess, vermutlich hat sie nicht an ein Ei gedacht, als sie abdrückte. Nun, das Ei heil unten angekommen, eine Tierpflegerin hats sofort bemerkt, aufgelesen, die Geierlisa herbeigerufen und ihr das Ei gezeigt. Die Geierin darob den Kopf geschüttelt, nein, ein Nest dafür bauen möge sie sicher nicht, wer sagt ihr denn, ob der Vogel darin nicht einen Vogel hätte, nach so einem bösen Sturz? Die Tierpflegerin darauf kurz überlegt, ob sie das Ei zu sich nehmen sollte, aber dann hat sie sich vor den vielen komplizierten Schreiben der Fachstelle für Adoption gefürchtet und die Kesb schon an ihrer Haustüre klingeln hören, so hat sie das Ei flugs zu Isis und Nordhorn gebracht. Hey, Jungs, hat sie gesagt, ihr seid die einzigen Vögel hier im Park, die in einer festen Bindung leben und ein eigenes Nest haben. Noch gibt es kein Gesetz, das schwulen Geiern eine Vogel-Adoption verbieten könnte, wollt ihr euch also diesem Ei annehmen, als ob es euer eigenes wäre? Isis nicht lange gefackelt und sich auf das Ei gesetzt. Ganz die Frau in der Beziehung. Und Nordhorn sofort ausgeflogen, um Nahrung für seine kleine Familie zu organisieren. Ganz der Mann halt. Soll einer sagen, bei den schwulen Geiern sei die Welt nicht in streng katholischer Ordnung. Jetzt aber ist der Tierpark ein wenig desorientiert, weil niemand recht weiss, wer denn der biologische Vater des Vogeleikindes ist. Lisa wurde nie mit, pardon, Vögeln erwischt, was ja nichts heissen muss, unsereins passt ja auch ein wenig auf, nicht wahr? Im Prinzip könnte sowohl Nordhorn als auch Isis der Vater sein, denn weiss der Geier, was der schwule Geier immer treibt? Aber natürlich darf auch eine unbefleckte Empfängnis in Betracht gezogen werden. So wird auch die katholische Kirche ihren Segen zu Isis und Nordhorn geben. Dann haben die Vögel uns wieder etwas voraus. Zum Himmel fahren sie ja eh schon alle...

Dienstag, 8. März 2016

Unter uns Frauen: Wechseljahre


Heute, am Tag der Frau, da lese ich gerade in einer Wochenzeitung, wie es ist, Mittfünfzigerin zu sein, die Falten gar keine Rolle spielen, weil die innere Gelassenheit so gross und einzig betrüblich, die Affären ein wenig weniger. Die Affären weniger? Die Wechseljahre, ach nicht schlimm, weil Gefühlsschwankungen hat jede mal und klar kann es vorkommen, dass es die eine stärker trifft als die andere, aber im Prinzip genügen schon ein paar Tropfen eines Nachtschattengewächses und easy, chills, um mit den Worten meiner pubertären Tochter zu sprechen, die sich mit Gefühlsschwankungen sehr gut auskennt, solange sie nicht über ihre eigenen sprechen muss.

Die innere Gelassenheit, ich geb es zu, die fehlt mir. Die äussere übrigens auch. Wenn sich am Morgen im Badezimmer der Spiegel überm Lavabo automatisch abdunkelt, sobald ich davorstehe und mir bloss die Zähne putzen will, nehm ich das natürlich sehr persönlich. Da wein ich schon, bevor ich mich hab anschauen können. Die reinste Achterbahn in unsrem Haus ist das, wenn es Mutter und Tochter gleichzeitig erwischt. Ich mit meinen Wallungen und sie mit ihren Pubertätsschüben. Im Prinzip müsste in jeder Packungsbeilage der Antibaby-Pille stehen: Achtung, wenn Sie jetzt schwanger werden wollen, dann rechnen Sie bitte aus, wie alt Sie sind, wenn Ihre Tochter (wahlweise auch der Sohn) fünfzehn ist. Wobei das Ganze nicht einfach zu eruieren ist, die Pubertät kann ja mit zwölf beginnen und die Wallungen mit fünfundfünfzig noch nicht aufhören...

Zum Tag der Frau wünsch ich mir keine Wechseljahre mehr. Die Pubertät genügt vollauf. Weshalb müssen wir Frauen uns nochmals mit Bibeli am Kinn und auf der Stirn abmühen, gegen fiese Gewichtszunahme kämpfen und den Schweiss vom Gesicht wischen, der wie aus dem Nichts tief in dir drin erhitzt wird und zack aus den Poren geschossen kommt und du hoffst, das Gegenüber bemerkt es nicht, was es sehr wohl macht und nicht recht weiss, soll es dich jetzt mitleidig an- oder beschämt wegschauen?

Selbstverständlich gibt es auch Männer, die in den Wechseljahren stecken. Werden sie aber danach gefragt, so antworten sie: Wechseljahre? Nein, kenn ich nicht. Oder meinst du die Jahre, in denen ich das Familienauto in einen Rennboliden und von meiner Ehefrau zu einer viel Jüngeren gewechselt habe? Dabei lächeln sie stolz und streichen sich das dunkel gefärbte Haupthaar über ihre sehr hohe Stirn zurück.

Das löst mir jetzt grad wieder eine Wallung aus.

Samstag, 30. Januar 2016

Rauchen ist eh gefährlich

Die E-Zigarette ist ja die Neue bei den Rauchern. Wobei, unter uns gesagt, sieht sie ja immer ein wenig aus als wäre sie bloss ein dampfender Kugelschreiber im Gesicht. Aber im Moment cool und jawoll: Eh gesünder als der alte Tobak.
Aber nun die Nachricht dieser Tage: Ein 20jähriger Kölner klemmt seine E-Zigarette zwischen die Lippen. Sein E-Teil hat er kurz zuvor neu zusammengesetzt und mit einem frischen E-Akku ausstaffiert. Man muss sich das so vorstellen wie damals, als wir unser Töfflil frisierten, um danach mit Höchstgeschwindigkeit durchs Dorf zu knattern, das hebt das E-go, wir waren dabei e-xtrem cool. Aber am Auspuff gezogen und das Abgas inhaliert, das haben wir dann doch nicht. Jedoch der Kölner mit seinem getunten Kugelschreiber schon und zack beim ersten Zug: Bumm!! Voll das Teil explodiert und sein Gebiss implodiert.
Nicht lustig? Nicht lustig! Aber bei Tom und Jerry haben wir gelacht. Der Tom mit einer Dynamit-Stange zwischen den Lippen, der Jerry, der ihm Feuer gibt. Paff, die grosse Explosion! Der Kater mit dem schwarzen Gesicht zahnlos, ratlos.
Und die Moral von der Geschicht: Rauchen lohnt sich e-nicht.