Lieber Herr Berset. Nach einem Gottesdienst in einer Baptistengemeinde in Frankfurt haben sich über 100 Teilnehmer mit Covid-19 infiziert. Sie haben sich vermutlich den Frieden mit Handschlag gewünscht und gesungen, dass es Gott erbarmt. Ohne Mundschutz. Das würde bei uns katholischen Katholiken niemals passieren, nicht wahr? Wobei die Feuerprobe steht uns ja noch bevor, an Pfingsten öffnen die Gotteshäuser wieder ihre Pforten für heilige Messen. Dann schauma mal, wie es sich bei uns verhält. Bis dahin haben vereinzelte Kirchen ja die Kommunion to go angeboten. Das ist natürlich keine Selbstbedienung gewesen, wo jeder am Altar nach einer Büchse greifen kann, nein, Sie müssen es sich eher wie bei Mac Donalds vorstellen, sozusagen eine Art Mac Christ. Sie gehen in die Kirche hinein und bestellen das Menu Hostie einfach und schon erhalten Sie von einem Seelsorger ein Dösli mit einer Hostie drin. Wenn Sie mögen, ordern Sie noch ein Getränk dazu und Sie bekommen eine Flasche Weihwasser obendrauf. Praktischerweise gibt es auch die Drive-in Variante, da fahren Sie einmal mit dem Auto um die Kirche herum, halten unterm Sakristei-Fenster an und geben Ihre Wünsche auf. Auch hier ists wie bei Mac Donald, Sie müssen mit Wartezeiten rechnen. Und nein, die katholische Kirche fragt nicht nach Ihrem Namen und auch nicht nach Ihrer Telefonnummer. Hat das damit zu tun, dass Covid-19 nicht katholisch ist? Oder wissen Sie warum? Merciviumau.
Dienstag, 26. Mai 2020
Donnerstag, 14. Mai 2020
Lieber Herr Berset. Eben habe ich fürs Znacht ein paar Rüebli gerüstet, da muss man ja nicht viel dabei denken. Da stolperte plötzlich der Gedanke in mein Hirn, dass einzelne Buchstaben in diesen Tagen mehr Gewicht haben als andere. Das mag vielleicht eine Verschwörungstheorie sein, aber denken Sie bloss an das R, das wird zurzeit in allen Medien erwähnt, so als R-Wert oder R-Zahl zum Beispiel. Tausche ich es gegen ein B aus, ist der Wert vermutlich auf null gesunken. Ausser in meinem Fall beim Rüsten, da hätte ich auf einmal ein Büebli in der Hand. Und aus dem Muttertag würde flugs ein Buttertag. Stellen Sie sich vor, wie die Butterlobby und das Buttermeitli Sarina Arnold sich freuen könnten. Einen ganzen Tag lang alles in Butter: Vorzugsbutter, Kochbutter, Käsereibutter, Bratbutter! Oder das B schleicht sie in ein Wort hinein, das geht ja auch, und so wird aus dem Anstand zack, ein Abstand. Kürzlich habe ich in der Migros eine Freundin getroffen und zwischen Raviolibüchsen und Teigwaren auf Distanz gesprochen, wie toll es ist, dass wir jetzt wieder auswärts essen gehen und uns in einer Bar an einem Tisch festhalten können. Was uns jedoch nicht ganz klar ist: Weshalb müssen wir bereits um 24 Uhr nach Hause? Ist das Coronavirus erst ab Mitternacht so richtig aktiv? Oder braucht auch ein Virus mal eine Ruhepause? Merciviumau und bleiben Sie und wir weiterhin gesund.
Sonntag, 10. Mai 2020
Lieber Herr Berset. Was für einen prächtigen Muttertag haben Sie uns doch ermöglicht. Stellen Sie sich den Andrang in den Restaurants vor, hätten diese heut schon öffnen können. Nun aber haben Sie uns nochmals zu einem Tag im Freien ohne Konsumzwang verholfen. So bin ich heute Mittag zur brütenden Sonnenhitze losgerannt, um ein wenig zu schwitzen, denn, so hat ja schon Donald Trump geraten, geht an die Sonne, die Hitze tötet das Virus oder legt euch ins Solarium! Sein privates im Westflügel des Weissen Hauses hat er generös seinen Mitarbeitern zur Verfügung gestellt. Mindestens drei davon sind jetzt Covid-19 positiv getestet worden. Stand heute in der Sonntagszeitung. Aber vielleicht ja Fake News. Und wie ich so renne und schwitze und den Viren trotze, kommt es mir: Seit Jahren leide ich an Wallungen, lieber Herr Berset, das könnte ja heissen, das dieses Virus bei mir mehrmals am Tag sowieso vernichtet würde, oder? Also ohne Joggen an der Sonne? Und no öppis: Beim letzten Schreiben an Sie hab ich mich wohl es bitzli deprimiert gezeigt, dabei steht bei mir alles bestens. Und ich muss auch niemanden von Ihrem Mitarbeiterstab haben, der bei mir in der Küche hilft. Unsere Küche ist gerade so gross, dass sich bloss ein halber Mensch darin aufhalten könnte. Das könnte also schwierig werden. Ausser, Sie hätten bei sich oben in Bern vielleicht einen halben Bundesrat, dann würd ich sagen, ok, schicken Sie ihn mal. Ansonsten: gut so wies ist und morgen gehen wir auswärts essen! Ins Lieblingsrestaurant! Yeah und merciviumau!!
Dienstag, 5. Mai 2020
Lieber Herr Berset. Jetzt sitze ich schon recht lange dihei im Homeoffice, habe mich unter anderem sinnvoll weitergebildet und meinen Laptop stets am Küchentisch platziert. Das ist ziemlich praktisch, weil der Herd ja ganz nah ist. Die Rezepte gehen mir aus, aber grad noch bis zum Muttertag sollte es reichen. Ein Glück gehen dann am Montag endlich die Restaurants wieder auf. Wir müssen einfach unseren Namen und die Telefonnummer angeben, wenn wir einen Tisch reservieren wollen. Unter uns gesagt: Wir haben das auch schon vor Corona gemacht. Easy. Das Servicepersonal braucht keine Schutzmaske, haben Sie heute ebenfalls gesagt, wenn sie die Teller in Plastikhandschuhen am leeren Nachbartisch abstellen. Und wir mit Plastikhandschuhen danach greifen. Also nach dem Teller, nicht nach dem Kellner. Einzig unklar: Muss ich beim Essen eine Maske tragen? Und wohin nun mit dem vielen Plastik? Merciviumau.