Lieber Herr Berset. Ich glaube, das ist mein letzter Brief an Sie. Ausgeberset sozusagen. Fertig lustig. Merciviumau, dass Sie stets einen kahlen Kopf behielten, die Situationen im Griff hatten, auch wenn ich mengisch nicht mit Ihnen einverstanden war. Nun also lassen wir die Hüllen fallen, der Maskenball ist endlich vorbei, wir werden uns wieder an ganz gewöhnliche Gesichter gewöhnen müssen. Der eine und die andere sehen vielleicht ein wenig älter aus, also zumindest ich. Die Lippenstiftbranche wird aus den roten Zahlen kommen, wir werden uns zur Begrüssung dreimal küssen oder auch nicht. Die Covid-Geimpften dürfen in Clubs abtanzen, das Leben hat für unsere Jugend also endlich wieder einen Sinn! Die Ungeimpften schauen derweil skeptisch zu. Das Zertifikat ermöglicht neue Freiheiten, wenigstens innerhalb der Schweiz. Dass es später auch in der EU zählen wird, dafür kann eventuell Ihr Kollega im Aussendienst sorgen. Weil ja eh jedes Land eigene Regeln hat, werden wir individuell schauen, uns schützen oder zu Hause bleiben. Das kommt mir irgendwie bekannt vor. Doch wie sagten Sie: Pandemie isch verbii! Aber wir müssen vorsischtisch bleiben! Cher Monsieur Berset, normalerweise verabschiede ich mich mit einem «bis bald» – doch in Ihrem Fall werde ich wohl eine Ausnahme machen!
Freitag, 25. Juni 2021
Mittwoch, 26. Mai 2021
Cher Monsieur Berset. Die Strateschie des Bundesrates geht voll auf: Wir haben ein hohes Tempo beim Impfen mit wirksamen Impfstoffen (ein nicht unwesentlicher Bestandteil Ihrer Strateschie) an den Tag gelegt, selbst unsere Jugend hat bereits einmal Covid intus. Und wir testen seit genügend Tests zur Verfügung stehen (Sie hätten ja auch hinter Ihrer Maske sagen können, die Tests nützen nichts, mais non, das haben Sie gelernt aus der Koch-Masken-Misere). Alors, weil wir jetzt alle Pandemie können, so haben Sie heute verkündet, geht es in grossen Schritten Richtung Freiheit zu. Die Restaurants werden in wenigen Tagen wieder geöffnet sein, natürlisch müssen wir vorsischtisch sein, aber wir dürfen uns zu viert an einen Tisch setzen und dort die Masken fallen lassen. Auf der Terrasse können wir uns gar zu sechst bedienen lassen. Privat lockern Sie noch grosszügischer: 30 Freunde drinnen, 50 im Garten. Oh. Das wird natürlich schwierig. 50 Freunde! Nach all den Monaten zu Hause hocken! Und vorsischtisch sein! Uns bleiben höchstens 5! Aber – ich könnte Sie ja einladen, Sie und all Ihre Bundesratgspändli. Mit Partner:innen. Für draussen. Das wird sicher lustig. Sie dürfen auch Ihren Ex-BAG-Koch mitbringen, er kann sich an unserem Grill die Finger verbrennen – wir werden es garantiert niemandem weitererzählen. Vielleicht. Doch. Und dann freuen wir uns einfach zusammen. Auf einen guten Sommer. Und ein neues Leben. Merciviumau!
Mittwoch, 12. Mai 2021
Cher
Monsieur Berset. Jetzt wirds locker, titelt der Blick, Beizen auch
innen offen, Events innen mit 100 und draussen mit 300 Personen möglich!
Mais, vous disez, das passiert nur, wenn wir vorsischtisch bleiben!
Mais ouiii, klar doch, wir werden uns ab dem 31. Mai innen in den
Restaurants allerhöchstens zu viert an einen Tisch setzen. Et oui, wir
werden die Masken selbstverständlisch am Tisch tragen! Nur wenn wir
konsumieren, werden wir sie lässig – wie unsere Sonnenbrillen – hoch ins
Haar schieben. Und subito wieder zurück über Nase und Mund ziehen, wenn
wir kauen, schlucken oder sprechen. So wird der Mundschutz gleichzeitig
zur Serviette, man muss es ja auch mal von der praktischen Seite her
anschauen. Private Feiern im Garten sind auf maximal 15 Gäste
beschränkt, c’est bon, mehr Freunde sind uns seit der Pandemie eh nicht
geblieben. Judo und Schwingen ist ohne Maske erlaubt, wenn höchstens zu
viert, der Swinger im Club jedoch muss sich noch gedulden, egal in
welcher Formation. Auch Tanzveranstaltungen bleiben weiterhin verboten
und die Clubs geschlossen. Bei all den Lockerungen könnten Sie doch
diese ebenfalls wieder öffnen, oder? Unsere Jugend tanzt sowieso ab,
momentan trifft man sich an illegalen Raves im Wald. Corona-konform
vielleicht wahrscheinlich eher nicht. Und: im Wald leben ja Fuchs und
Hase, die können sich vor lauter Techno Beats keine gute Nacht mehr
sagen! Alors, cher Monsieur Berset: wir müssen vorsischtisch sein, avec la
jeunesse, aber auch mit schwerhörigen Tieren, n’est pas? Merciviumau!
Freitag, 9. April 2021
Donnerstag, 1. April 2021
Lieber Herr Berset. Die Flieger aus Brasilien landen im Stundentakt in Zürich. Willkommen Mutante P.1, tanze Samba mit mir, die ganze Nacht! Uah aha, weil Samba uns glücklich macht! Wer sagt denn, dass wir dazu einen offenen Club brauchen? Genau. Wir lassen diese lieber geschlossen wie andere Stätten auch. Dafür bitten wir brasilianische P.1-mutierte Mu-Tanten ins Land, weil ja klar, die Swiss auch leben muss. Hab ich eben leben gesagt? In Brasilien explodieren gerade die Fallzahlen, Bolsonaro lässt die Flugzeuge füllen, denn je weniger im eigenen Land bleiben, desto mehr freie Plätze gibt es auf seinen Intensivstationen, desto schöner ist seine Bilanz. Also her damit! Willkommen, Mutante P.1! Geniesse die schönen und warmen Ostertage bei uns und zeige dich mit ansteckender Freude! Eben kams in den Nachrichten: Superspreader Mu-Tante CH 1.4.21 zieht hüftschwingend ums Zürcher Seebecken. April, April?
Montag, 8. März 2021
Lieber
Herr Berset. Merciviumau!!!! Meine letzte Bestellung sind Sie ja schon
fast am Ausliefern! Seit einem Jahr schreibe ich Ihnen und wow, nun
haben Sie aber zügig gehandelt. Ab dem 15. März können sich alle gratis
testen lassen, ich würde ja sagen: endlich, aber Sie haben ja erklärt,
wie schwierig und kompliziert alles ist, daher sage ich: Hauptsache, wir
testen überhaupt! Und impfen! Da sind sie nun voll auf Kurs und müssen
gar nicht mehr mit Sputnik zum Mond fliegen. Das Geld brauchen Sie ja
jetzt fürs Testen, über eine Milliarde Franken lassen Sie sich das
kosten. Und uns. Lieber Herr Berset, da Sie also auf Bestellungen besser
reagieren als auf gewöhnliche Schreiben, würde ich gerne wieder etwas
ordern: Für unsere Jugend etwas Rückkehr in die Clubs und für uns Alten
ein paar offene Restaurants. Das wärs im Moment. Merciviumau!
Mittwoch, 24. Februar 2021
Lieber Herr Berset. Also gut, Sie haben entschieden. Egal, wie und was die SVP von Diktatur polterte, Sie ziehen es demokratisch durch. Sie lockern es bitzli: Sport und Kultur ist für U-20 wieder möglich. Ü-21 hockt aber weiterhin bei uns zu Hause. Museen dürfen öffnen, hingegen Kulturbetriebe nicht. Hä? Und: Restaurants bleiben geschlossen. Wir sitzen auch bei Frühlingswetter auf unserer Terrasse und niemand fragt uns, was wir denn gerne hätten? Nun, ich sage es Ihnen, was ich bestellen würde: Herr Ober(set), bitte zur Vorspeise testen, testen testen, zum Hauptgang ein funktionierendes Contact Tracing und als Dessert einmal Biontec. Als Supplement eine zweite Impfung vielleicht für den robusten Ueli Maurer. Und eine weitere für die übrigen Bundesräte. Gerne auch eine Sputnik, die schiesst euch dann zum Mond. Merciviumau.
Mittwoch, 17. Februar 2021
Lieber Herr Berset. Jetzt haben Sie wieder mal Klartext gesprochen – unter Ihrer Maske. Läden gehen auf, wir dürfen wieder Strumpfhosen kaufen und nicht nur Schrauben und Akkubohrer wie bis anhin. Yeah! Buchhandlungen öffnen, Gott sei Dank, das ist für mich ja die beste Nachricht. Und Museen! Bibliotheken! Und die unter 18jährigen, denen die Decke auf den Kopf fällt, die dürfen sich wieder zu Fünfzehnt am Bahnhof Stadelhofen treffen, um sportlichen und kulturellen Anlässen nachzugehen. Na, dann Prost! Diejenigen, die über 18 sind, denen macht ja zum Glück die ganze Situation nichts aus, ihnen mangelts an nichts. Ha ha, wir haben übrigens einen 21jährigen daheim, ich schick ihn gerne ein paar Tage zu Ihnen nach Hause, cher Monsieur Berset. Uns Alten fehlt im Prinzip ja einzig der Gang zum Lieblings-Restaurant. Doch bis dieses öffnen darf, braucht es nur eine Impfquote, die mit dem R-Wert multipliziert, durch die Inzidenz dividiert und von den Coronafällen subtrahiert wird, dann noch die Belegung der Intensivbetten hoch die britische Mutationsrate mal Südafrika minus Brasilien. Wurzel Quarantänetage. Das bisschen Stochastik ist doch voll easy, ergibt 1. 4.! April, April!
Donnerstag, 4. Februar 2021
Cher Monsieur Berset. Bis wir genügend Corona-Impfstoffe für die ganze Bevölkerung zur Verfügung haben, bleibt uns ja noch es bitz Zeit, uns ein paar Gedanken zu machen, welche bereits wissenschaftlich belegten Nebenwirkungen uns beeinträchtigen könnten, n’est-ce-pas? Da wäre zum Beispiel die Unfruchtbarkeit, die bereits ab der ersten Impfung eintritt. Für die Risikopatientinnen in den Altersheimen eine schockierende Nachricht und hat viele Bewohnerinnen verunsichert. Doch wie Hedi A. (97) aus der Seniorenresidenz "Lueg-in-Himmel" sagt: Dieses Risiko gehe ich ein! Brisant auch: Beim Impfen werden Zweifel-Chips von Bill Gates unter die Haut gespritzt, die uns dann ständig verängstigen und manipulieren. Die daraus resultierenden Daten werden subito um die Welt geschickt, also das heisst einmal bis zum Ende der Scheibe und wieder zurück. Dort landen sie direkt auf Ihrem Server, cher Monsieur Berset, und Sie haben danach die totale Kontrolle über uns. Aber da Sie und der ganze Bundesrat eh bald durch ausserirdische Echsenmenschen ausgewechselt werden, ist alles halb so schlimm. Il n’y a pas de raison d’avoir peur oder auf deutsch: Sie verteilen ja demnächst für jeden einen Aluhut. Merciviumau!
Freitag, 22. Januar 2021
Lieber Herr Berset. Da fliegt doch kurz vor Weihnachten der 70jährige Milliardär Johann Rupert in seinem Privatjet von Südafrika direkt in die Schweiz, um sich im Thurgau bei einer Testimpfung ein Spritze in den Oberarm setzen zu lassen, die nicht öppa gegen Geldsucht sondern gegen Covid hilft. Durchgeführt wurde die Testserie von der Hirslandengruppe, die zwar nicht dem Thurgau gehört, jedoch Johann Rupert, dem reichsten Mann von Südafrika. Dass ein gutsituierter, älterer Herr aus Südafrika eine Covid-Impfung noch vor vielen anderen Thurgauern und Nicht-Südafrikanern bekommt, ist ja das Eine. Ob der Mann aus Südafrika sich bei der Einreise subito in Quarantäne begeben hat, das Andere. Ich weiss nun gar nicht, wie oft ich SÜDAFRIKA geschrieben habe, lieber Herr Berset, aber sollte Ihnen die Corona-Mutation aus Südafrika Sorgen bereiten, dann äh ja, würde ich sagen, jetzt mir auch. Merciviumau!
Donnerstag, 14. Januar 2021
Dienstag, 12. Januar 2021
Lieber Herr Berset. Morgen also wollen Sie die scharfen Verschärfungen verkünden wie zum Beispiel Maskenpflicht am Arbeitsplatz auch bei offenem Fenster. Läden schliessen, die keine Güter des täglichen Gebrauchs verkaufen. Ausgenommen: Lebensmittelläden, Apotheken, Optiker und Hörgeräteläden, hä, was haben Sie gesagt? Telecomanbieter, Reparatur- und Unterhaltsgeschäfte inklusive Wäschereien, Blumenläden, Bau- und Gartengeschäfte sowie Viehmärkte im Freien. Hä? Fürs Kalb und die tägliche Sau. Ah ja, merciviumau!