Lieber Herr Berset. Jetzt hatten Sie doch den Steuerknüppel in die Hand genommen und einen Alpenflug gestartet. Hoch hinaus zwischen Adlern und anderen Vögeln. Doch etwas an Ihrem Flug musste die französische Flugverkehrsleiter gewaltig irritiert haben, sonst hätten sie nicht die Kollegen der Luftwaffe informiert. Diese schickte zwei Kampfjets im Luftpolizeidienst, um sich den Privatpiloten aus der Schweiz genauer anzuschauen. «Bonjour Monsieur Bérset, qu’est-ce que vous faites ici?», riefen Sie Ihnen zu. «Je ne vous comprend pas», antworteten Sie tout de suite. Was in diesem Fall nicht an der Sprache lag, sondern einzig am Motorenlärm. Die zwei Kampfjetpiloten fackelten nicht lange und holten Sie flugs vom Himmel herunter, eine Zwischenlandung wurde Ihnen dabei generös offeriert. Da Sie ja ein Mitglied der Landesregierung sind, nahm Sie die Gendarmerie offiziell in Empfang und informierte gleichzeitig Monsieur le Président Emmanuel Macron. Dieser wiederum liess sich entschuldigen, mit Ihrem Kurzausflug hatte er schliesslich nicht gerechnet. Die Police du Ciel sah von einem Verfahren gegen den Piloten ab, weil Sie, Monsieur Berset, glaubhaft erklären konnten, dass Sie sich nicht verfahren sondern bloss verflogen hatten. Da es sich um «une affaire privée» handle, konnten Sie auch glaubhaft erklären, dass Sie sich mit solchen auskennen. Und schon entliess man Sie wieder in Ihre Cessna, Sie starteten durch und riefen glücklich zu der winkenden Gendarmerie am Boden: «Wer vögeln kann, kann auch fliegen!» Das jedoch im erneuten Motorenlärm etwas unterging.
Samstag, 28. Oktober 2023
Hotel Mamma schliesst am 18. Dezember 2023!
In bella Italia gibt es – im Verhältnis zu anderen Ländern – viele erwachsene Muttersöhnchen (es sind tatsächlich mehr als Muttertöchterchen), sogenannte Mammoni, die einfach nicht ausziehen wollen. Eh ja, kommt schon, es ist ja auch mega praktisch so daheim bei Mamma zu leben. La Mamma kocht abends was Feines, damit der Figlio nach einem harten Büroalltag gut und warm genährt in den tiefen Schlaf fallen kann. Sein Zimmer ist immer picobello, nicht, weil er selber aufgeräumt hat, sondern weil la Mamma tagsüber abstaubt, saugt und den Schreibtisch durchforscht. Auf eventuelle Hinweise zu einer bella Ragazza! Das könnte ja auch mal in einer Heirat enden und damit mit dem Auszug des Figlios aus der 12 m2 grossen Bubenkammer mit dem 80 x 1.90 Bett. Bei allfälligen Fragen zu diesem heiklen Thema stellt der Figlio sein Gehör frecciarossamässig auf Durchzug – Schultern zucken und danach eine Runde Playstation zocken, domani sarà un altro giorno.
Attenti Ragazzi, die Medaille im besten Hotel La Mamma kann auch eine Kehrseite haben. So geschehen dieser Tage in Pavia. Denn da gibt es eine Mamma, 75jährig und alleinstehend (ja, ok, nachm Entscheid erst recht), die ihre beiden berufstätigen Figli (42- und 40jährig) immer wieder gebeten hat, per favore im Haushalt mitzuhelfen und un po’ vom Monatsgehalt an die Miete beizusteuern. Niente, die Ragazzi absolut beratungsresistent – kennen wir das nicht bei unseren? – sind mit frisch gebügelten Hemden zur Arbeit gefahren und haben abends weltbeste Lasagne della Mamma gegessen. Im Haushalt helfen oder Miete bezahlen – ha, che scherzo, mit jedem Bissen runtergeschluckt. Und mit einem Glas Vino nachgespült. Salute!
Jetzt aber hat es der 75jährigen Mamma den Nuggi dermassen rausgehauen, dass sie vor Gericht gegangen ist. Basta! Sie hat durchgesetzt, dass ihre beiden Söhne zu Hause ausziehen müssen. Ciao Ragazzi! Im Urteil heisst es, dass aufgrund der Unterhaltspflicht der Eltern zunächst gerechtfertigt sei, dass die Jungs noch zu Hause leben, allerdings nicht mehr, wenn sie über 40 Jahre sind. Sie könnten ja dann quasi erwachsen sein. Also glaubs. Die Stadt Pavia setzt eine Frist bis zum 18. Dezember. Buon Natale, Ragazzi!